TP 5: Alternativlos? Gesellschaftlicher Protest in der Globalisierungskritischen Bewegung zwischen Opposition und Dissidenz
Die Alterglobalisierungsbewegung ist die medial am stärksten wahrgenommene zeitgenössische Protestbewegung gegen internationale Institutionen. Seit dem Paukenschlag des „Battle of Seattle“ 1999 begleiteten ihre Protestaktionen regelmäßig Weltwirtschaftsgipfel und internationale Verhandlungsrunden, ihr Einfluss reicht bis in gegenwärtige Proteste. Öffentlich sichtbar wird darin ein radikaler Widerspruch von Teilen der transnationalen Zivilgesellschaft gegen internationale Institutionen und die in ihnen verkörperten Normen. Zugleich ist die Bewegung kaum von einheitlichen Zielen oder Strategien geprägt. Ein grundlegender Konsens über die Kritik an der neoliberalen bzw. kapitalistischen Globalisierung trifft auf konfligierende Zielvorstellungen und Strategien. Damit hängt auch die Positionierung der Gruppierungen zu politischen Ordnungsstrukturen auf der nationalen und internationalen Ebene zusammen. Während einige Gruppierungen ihre Ziele innerhalb der institutionalisierten Kanäle politischer Teilhabe verfolgen, verletzen andere bewusst die geltenden Spielregeln politischer Einflussnahme bis hin zur Anwendung von (sporadischer) Gewalt. Die Gründe für diese Unterschiede sind bislang kaum erforscht. Das Teilprojekt vergleicht unterschiedliche Gruppierungen innerhalb der Bewegung, um anhand ihrer Entwicklungen (von Opposition über gewaltlose Dissidenz bis hin zu gewaltsamer Dissidenz und umgekehrt) mögliche Faktoren zu identifizieren, die gesellschaftlichen Protest in die Dissidenz hinein und wieder aus ihr herausführen, sowie um eine Diskussion der gesellschaftlichen Bedeutung dissidenter Bewegungen in zeitgenössischen Demokratien zu ermöglichen.
Einzelprojekt gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Beteiligte Personen: Nicole Deitelhoff | Felix Anderl | Priska Daphi