„Internationale Dissidenz – Herrschaft und Kritik in der globalen Politik“ ist ein Forschungszusammenhang an der Goethe-Universität Frankfurt. In verschiedenen Projekten werden die Organisations- und Artikulationsformen radikalen politischen Widerstands untersucht, um Formen globaler Herrschaft zu rekonstruieren. Gefördert werden die Teilprojekte vom Exzellencluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ einerseits und der Deutschen Forschungsgemeinschaft andererseits.
Die fortschreitende Globalisierung führt nicht nur zu einer Verdichtung internationaler und transnationaler Beziehungen, sondern auch zu einer Akzentuierung des Widerstands gegen globale Ordnungspolitik. Zunehmender Widerspruch gegen liberale Wirtschaftsmodelle, die Missachtung internationaler Regeln und offener Protest gegen „westliche Werte“ sind Anzeichen dafür. Das mag damit zusammenhängen, dass internationale Institutionen und Normen immer stärker in nationalstaatliche Politik eingreifen und immer weiter reichende Anpassungsleistungen von staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren verlangen. Bislang haben Protest und andere Formen politischen Widerstands in den Internationalen Beziehungen nur wenig systematische Beachtung gefunden, da sie mit den traditionellen Paradigmen internationaler Politik nicht angemessen erfasst werden können. Nur eine Perspektive, die globale Politik in ihrer institutionellen und normativen Ausgestaltung als manifeste Herrschaftsordnung versteht, kann internationale Dissidenz, das heißt: radikalen Widerspruch gegen zentrale Institutionen und Normen in der internationalen Politik, wahrnehmen, erklären und normativ einordnen.
Im Zentrum des Projektverbunds steht die Frage, unter welchen Bedingungen sich Widerspruch zu radikalisieren beginnt und von Opposition zu Dissidenz übergeht. Dazu ist es notwendig, unterschiedliche Formen von Radikalisierung zu unterscheiden und die Rolle zu bestimmen, die Herrschaftsstrukturen globaler Politik dabei spielen. Die verschiedenen Projekte arbeiten hierbei unterschiedliche Dimensionen internationaler Dissidenz, von Herrschaft und Widerstand in den internationalen Beziehungen heraus.