Priska Daphi und Felix Anderl stellen in Working Paper 1/2016 „Radicalization and deradicalization in transnational social movements: a relative and multi-level model of repertoire change“ ein neues Modell zur Untersuchung von Repertoirewandel in transnationalen sozialen Bewegungen vor:
Obwohl Repertoires ein zentrales Konzept in der Protest- und Bewegungsforschung darstellen, ist wenig bekannt über Repertoirewechsel. Wann ändern Aktivistinnen und Aktivisten ihre Taktik? Warum setzen sich manche Innovationen durch und andere nicht? Dieser konzeptionelle Aufsatz schlägt ein relatives Mehrebenenmodell zur Analyse von Repertoirewechseln vor, der Defizite in der gegenwärtigen Forschung zu Radikalisierung und Protestrepertoires aufgreift. Mit einem Fokus auf transnationale soziale Bewegungen schlagen wir zum einen vor, Radikalisierung und Deradikalisierung als Prozesse der Veränderung zu definieren, die sich relativ zum existierenden Repertoire konstituieren und nicht notwendigerweise Gewalt beinhalten müssen. Zum anderen argumentieren wir anhand von Beispielen aus der globalisierungskritischen Bewegung, dass dieser Prozess zentral geprägt ist vom Zusammenspiel verschiedener Faktoren auf lokaler, nationaler und transnationaler Ebene. Radikalisierungs- und Deradikalisierungsprozesse hängen von der Kombination von Faktoren wie Gelegenheitsstrukturen, Protestzyklen, relationalen Dynamiken und politischem Lernen auf diesen drei Ebenen ab.