Die in diesem Wintersemester 2013/2014 von Christopher Daase und Nicole Deitelhoff organisierte Ringvorlesung des Exzellenzclusters “Normative Ordnungen” trägt den Titel “Beyond Anarchy: Rule and Authority in the International System”.
Die normative Ordnung des internationalen Systems wird häufig als anarchisch beschrieben, um ein System auszuzeichnen, dem eine übergeordnete Autorität fehlt, die Konflikte zwischen den wesentlichen Akteuren im System, traditionell Nationalstaaten, lösen könnte. Mit dem Aufstieg nichtstaatlicher Akteure und der Ausbreitung inter- und supranationaler Organisationen hat sich das Bild internationaler Politik in den letzten Jahrzehnten zwar bereits gewandelt, aber die Zuschreibung als anarchisch hält sich hartnäckig. Obgleich Entscheidungen in zunehmendem Maße auf supranationaler Ebene oder aber in informellen Clubs oder privaten Organisationen fallen, werden diese Entwicklungen zumeist als Form einer jederzeit kündbaren Delegation von Entscheidungsautorität durch die Staaten betrachtet aber nicht als Ausdruck von Herrschaft im internationalen System. Ganz anders dagegen das Bild, das sich die Rechtswissenschaften von der internationalen Politik machen. Sie betrachten das internationale System oftmals als eine Ordnung, die im und durch das Recht konstituiert wird und sich seit dem 19. Jahrhundert zusehends in den Vereinten Nationen zentriert. Entsprechend erscheint ihnen „Recht“ und nicht „Macht“ als zentrales movens der internationalen Politik. Die Ringvorlesung nimmt die Spannung zwischen diesen beiden Perspektiven auf und stellt eine für beide gleichermaßen relevante Frage: Was bedeuten Autorität und Herrschaft im internationalen System und wie stellen sie sich dar? Während einige Autorität an Legitimität gebunden sehen, betonen andere gerade das zwiespältige Verhältnis zwischen Autorität und Legitimität, wie es sich vor allem in Formen von Opposition und Dissidenz im internationalen System beobachten lässt. Um den Wandel, den die normative Ordnung internationaler Politik unbestreitbar durchläuft, einordnen zu können, sind führende Vertreter aus Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft und Soziologie eingeladen, ihre Perspektiven auf Autorität und Herrschaft in der internationalen Politik zu diskutieren: Im Verlauf des Winters werden Robert O. Keohane (Princeton), Nikita Dhawan (Frankfurt), Nico Krisch (Barcelona), Michael Zürn (WZB), Ian Hurd (Northwestern), David A. Lake (UC San Diego), Armin von Bogdandy (MPI Heidelberg), Clifford Bob (Duquesne), Harald Müller (HSFK Frankfurt), Nicholas Onuf (Florida International), sowie Christopher Daase und Nicole Deitelhoff sprechen.
Ausführliches Programm (pdf): Hier…
Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Westend, Hörsaalzentrum
Veranstalter: Exzellenzcluster “Die Herausbildung normativer Ordnungen”