TP 3: Schurken, Outlaws und Pariahs: Dissidenz zwischen Delegitimierung und Rechtfertigung

Im Rahmen dieses programmbereichsübergreifenden Projekts wird an der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung die Kriminalisierung von dissidenten normativen Gegenentwürfen zur bestehenden internationalen Ordnung als eine Strategie der Delegitimierung problematisiert, die Umverteilungs-, Anerkennungs- und Repräsentationsansprüche verweigert und damit einer gerechten Friedensordnung im Wege steht. Dissidenz wird dabei als eine soziale Konstruktion im Spannungsfeld von Fremdzuschreibung (als kriminell) und Selbstbeschreibung (als politisch) verstanden.

In vergleichenden Fallstudien werden in der ersten, inventarisierend-deskriptiven Projektphaseunterschiedliche Erscheinungs- und Verlaufsformen der Delegitimierungdissidenter normativer Ordnungsvorstellungen und deren Artikulation erhoben. Die einzelnen Fallstudien untersuchen unterschiedliche Formen internationaler kriminalisierter Dissidenz, darunter solche Fälle, in denen zuvor als konform anerkannte normgestützte Praktiken plötzlich delegitimiert werden; Fälle, in denen aus Delegitimierung partielle Akzeptanz wird oder die scheinbar beliebige Stigmatisierung dissidenter Akteure als kriminell. Die zweite Projektphase ist kausalanalytisch-vergleichend angelegt und dient der Suche nach Erklärungen für bestimmte Delegitimierungsstrategien bzw. Artikulationsformen und Rechtfertigungsfiguren von Dissidenz sowie nach den Bedingungen, unter denen dissidente Akteure entweder erfolgreich als „Schurken“, „Outlaws“ oder „Pariahs“ diskreditiert werden oder es ihnen gelingt, Anerkennungfür ihre normativen Ordnungsvorstellungen zu finden. Die abschließende dritte Projektphase ist normativ-policy-orientiert und geht der Frage nach, welche Rolle der Ermöglichung von Widerspruch als mögliche Innovationsbedingung einer (politischen) Ordnung zukommen soll.

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Einzelprojekt gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Beteiligte Personen:

Harald Müller | Klaus Dieter Wolf | Svenja Gertheiss | Stefanie Herr | Carmen Wunderlich
Erweitertes Team: Claudia Baumgart-Ochse, Una Becker-Jakob, Annegret Flohr, Andreas
Jacobs, Konstanze Jüngling.